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Offizielle Inflation vs. echte Lebenshaltungskosten

  • admin474127
  • 28. Apr.
  • 6 Min. Lesezeit

inflation im warenkorb via bonum

Ein voller Einkaufswagen, eine bezahlte Stromrechnung, ein kleines Budget für den nächsten Ausflug - das klingt für viele Menschen in Deutschland bereits wie ein wahrer Luxus. Während Gutverdiener trotz steigender Preise noch vergleichsweise entspannt konsumieren können, kämpfen Geringverdiener zunehmend darum, ihre Grundausgaben zu decken. Miete, Energie und Lebensmittel verschlingen oft mehr als die Hälfte des Einkommens. Der Spielraum für Freizeit, Konsum oder Rücklagen wird immer kleiner. Eine aktuelle Ausgabenanalyse zeigt, wie drastisch sich die finanzielle Belastung zwischen 2020 und 2024 entwickelt hat und warum sich diese Schere weiter öffnet.


Der sogenannte „Warenkorb“ der Bundesrepublik Deutschland, der zur Berechnung des Verbraucherpreisindex (VPI) dient, umfasst aktuell etwa 700 Güterarten. Diese repräsentieren die typischen Konsumausgaben privater Haushalte und sind in zwölf Hauptgruppen unterteilt, darunter Nahrungsmittel, Bekleidung, Wohnen, Gesundheit, Verkehr und Freizeit.


Innerhalb dieser Güterarten werden zahlreiche konkrete Produkte und Dienstleistungen beobachtet. Insgesamt werden monatlich über 300.000 Einzelpreise erhoben, um die Preisentwicklung möglichst realitätsnah abzubilden.


Der Warenkorb wird regelmäßig, in der Regel alle fünf Jahre, überarbeitet, um Veränderungen im Konsumverhalten und neue Produkte zu berücksichtigen.


Die Veränderung des Warenkorbs im Laufe der Zeit


Der Warenkorb in Deutschland hat sich in den letzten 60 Jahren erheblich verändert und das sowohl inhaltlich als auch strukturell. Lass uns folgend einige Unterschiede im Laufe der Zeit betrachten.


  1. Veränderung des Konsumverhaltens


In den 1960er Jahren wurde der größte Teil des Einkommens für Grundbedürfnisse ausgegeben, also für Nahrungsmittel, Kleidung und Wohnen. Heute ist der Anteil für Lebensmittel deutlich gesunken. Im Gegenzug sind die Ausgaben für Freizeit, Kommunikation, Gesundheit und verschiedene Dienstleistungen stark angestiegen. Konsum wird heute stärker als Ausdruck von Lebensstil und individueller Freiheit verstanden.


  1. Technologische Neuerungen


Die technologische Entwicklung hat den Warenkorb massiv verändert. Produkte wie Smartphones, Streaming-Abonnements, Internetanschlüsse, Laptops oder E-Bikes existierten in den 1960er Jahren noch nicht und gehören heute selbstverständlich zum Alltag. Umgekehrt sind Gegenstände wie Schreibmaschinen, Plattenspieler oder analoge Fotokameras weitgehend verschwunden oder haben stark an Bedeutung verloren. Innovationen haben damit neue Bedürfnisse geschaffen und frühere Konsumgüter verdrängt.


  1. Vielfältigeres Angebot


Das Warenangebot ist heute wesentlich größer und differenzierter als früher. In den 1960er Jahren gab es oft nur ein oder zwei Marken oder Varianten eines Produkts. Heute können Verbraucher zwischen einer Vielzahl an Marken und Angeboten wählen, zum Beispiel zwischen konventionellen, biologischen oder veganen Produkten sowie zwischen Standard- und Premiumsortimenten. Diese große Auswahl wirkt sich auch auf die Preisentwicklung aus.


  1. Dienstleistungsorientierung


Dienstleistungen nehmen im heutigen Warenkorb einen deutlich größeren Raum ein als früher. Während in den 1960er Jahren der Konsum vor allem auf materielle Güter fokussiert war, sind heute Angebote wie Friseurbesuche, Fitnessstudio-Mitgliedschaften, Streamingdienste, Cloud-Services und Urlaubsreisen feste Bestandteile der privaten Ausgaben geworden. Der Dienstleistungssektor ist ein selbstverständlicher Teil des modernen Konsumalltags.


  1. Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte


In den letzten Jahrzehnten haben Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit erheblich an Bedeutung gewonnen. Der heutige Warenkorb berücksichtigt Aspekte wie den Bezug von Ökostrom, den Kauf von Energiesparprodukten, Gebühren für Müllentsorgung oder den bewussten Konsum nachhaltiger Waren. In den 1960er Jahren spielten diese Themen im Alltag der Menschen noch kaum eine Rolle.


  1. Gesellschaftlicher Wandel


Auch gesellschaftliche Trends und veränderte Werte haben die Zusammensetzung des Warenkorbs beeinflusst. Gesundheit, Work-Life-Balance, Individualität und soziale Verantwortung bestimmen zunehmend die Kaufentscheidungen. Entwicklungen wie die Verbreitung vegetarischer oder veganer Ernährung, die stärkere Nachfrage nach Homeoffice-Ausstattung oder nachhaltiger Mobilität zeigen, wie sich gesellschaftliche Werte in konkreten Konsumverhalten niederschlagen.


Während früher die Grundversorgung im Vordergrund stand, sind heute Komfort, Individualisierung und Digitalisierung zentrale Aspekte des Konsums. Diese Veränderungen haben nicht nur neue Lebensgewohnheiten hervorgebracht, sondern auch die Art und Weise verändert, wie die Inflation heute gemessen wird. Eine regelmäßige Anpassung des Warenkorbs ist deshalb unerlässlich, um die tatsächlichen Lebensumstände der Menschen weitestgehend abzubilden. Doch ist dieses verallgemeinernde Instrument überhaupt realitätsnah?

Der Warenkorb 2025: Fiktion oder realitätsnahes Instrument?


Grundsätzlich ist die Idee eines Warenkorbs sinnvoll, allerdings mit einigen Einschränkungen. Positiv hervorzuheben ist, dass der Warenkorb regelmäßig überarbeitet wird, um das aktuelle Konsumverhalten besser abzubilden. So werden beispielsweise neue Posten wie Streamingdienste, E-Autos oder Bioprodukte aufgenommen. Zudem basiert der Warenkorb auf einer breiten Datengrundlage. Er stützt sich auf Haushaltsbefragungen, Kassendaten sowie über 300.000 monatlich erhobene Einzelpreise. Dadurch berücksichtigt er viele verschiedene Lebensbereiche, von Mietkosten über Lebensmittel bis hin zu Freizeitangeboten. 


Trotz aller Bemühungen ist der heutige Warenkorb nicht frei von erheblichen Schwächen. Eine wichtige Einschränkung liegt darin, dass der Warenkorb nur den sogenannten Durchschnittshaushalt abbildet. Er kann daher nicht jede individuelle Lebensrealität erfassen. So unterscheiden sich beispielsweise die Konsumgewohnheiten von Rentnern, Alleinerziehenden, Geringverdienern oder Gutverdienern zum Teil erheblich. Auch regionale Unterschiede, etwa bei den Mietkosten zwischen einer Großstadt und einem ländlichen Raum, werden im Warenkorb nicht im Detail berücksichtigt. Ein weiteres Problem liegt in der Anpassungsgeschwindigkeit. Neue Produkte oder Trends wie vegane Lebensmittel oder digitale Abonnement-Modelle benötigen oft Jahre, bevor sie offiziell in den Warenkorb aufgenommen werden. Das führt dazu, dass sich der Warenkorb manchmal etwas langsamer an veränderte Konsumverhaltensweisen anpasst.


Der Verbraucherpreisindex (VPI) misst methodisch korrekt den Preisunterschied desselben Warenkorbs über die Zeit. Er gibt also Auskunft darüber, wie viel teurer das gleiche Leben geworden ist. Als Durchschnittswert zeigt der VPI somit tatsächlich die Veränderung der allgemeinen Kaufkraft, sofern man dem Konsumverhalten eines typischen Durchschnittshaushalts entspricht.


Allerdings gibt es auch hier Einschränkungen und Kritikpunkte. Die subjektive Wahrnehmung der Inflation kann erheblich von der offiziellen Rate abweichen. Viele Menschen nehmen besonders stark steigende Preise bei lebenswichtigen Gütern wie Energie, Lebensmitteln oder Mieten bewusst wahr, während sie stabile oder sinkende Preise in anderen Bereichen wie Elektronik weniger registrieren.


Hinzu kommt, dass nicht alle Preistreiber sichtbar im Warenkorb enthalten sind. Vermögenspreise wie Immobilien oder Aktien werden nicht berücksichtigt, obwohl sie die Lebensrealität vieler Menschen erheblich beeinflussen. Steigende Mieten oder hohe Immobilienpreise bleiben daher bei der offiziellen Inflationsberechnung außen vor.


Außerdem gilt: Die Inflationsrate entspricht nicht automatisch den tatsächlichen Lebenshaltungskosten jedes einzelnen Haushalts. Wer beispielsweise einen besonders hohen Anteil seines Einkommens für Miete oder Lebensmittel aufwenden muss, spürt die Inflation oft deutlich stärker als der Durchschnitt. Dadurch kann der persönliche Preisanstieg erheblich von der offiziellen Inflationsrate abweichen.


Der massive Unterschied zwischen den Einkommensschichten


Die Inflation trifft somit nicht alle gleich. Für Mittel- und Geringverdiener ist sie oft erheblich höher als bei den Spitzenverdienern. Der Hintergrund:


  1. Konsumstruktur beeinflusst persönliche Inflation


    Menschen mit niedrigem Einkommen geben einen viel höheren Anteil ihres Einkommens für lebensnotwendige Güter aus. Die Preise für Grundbedürfnisse steigen oft überproportional stark, während Elektronik- und Luxusgüter teilweise sogar billiger werden aber diese können sich Geringverdiener ohnehin selten leisten.


  2. Elektronikpreise drücken die Inflationsrate


    Ein neues Smartphone oder ein Flachbildfernseher werden günstiger, was rechnerisch die Inflation senkt. Wenn man sich solche Anschaffungen aber nur alle fünf bis zehn Jahre leisten kann, hat dieser „Preisvorteil“ im Alltag kaum eine Bedeutung. Die persönliche Inflation bleibt hoch.


  3. Mieten und Energie als Schlüsselfaktoren


    Gerade bei Geringverdienern machen Miete und Energie oft den größten Teil der monatlichen Ausgaben aus und dort steigen die Preise besonders stark.



Vergleich: Geringverdiener- vs. Gutverdiener-Haushalt


Schauen wir uns jetzt zwei fiktive, aber realistische Haushaltsbeispiele an, einen Geringverdiener-Haushalt und einen Gutverdiener-Haushalt, beide mit ähnlicher Haushaltsgröße (Einzelperson) und vergleichen, wie unterschiedlich sich Preissteigerungen auf sie auswirken können.


Geringverdiener: Veränderung der Ausgaben

Ausgabe

2020

2024 (geschätzt)

Veränderung

Miete (warm)

550€

650€

18%

Lebensmittel

250€

320€

28%

Strom & Heizung

80€

130€

62%

Mobilität (ÖPNV/Auto)

100€

120€

20%

Telekom/Internet

40€

45€

12%

Freizeit/Konsum

100€

80€

-20 % (gekürzt)

Gesamtausgaben

1.120€

1.345€

20%


Gutverdiener: Veränderung der Ausgaben

Ausgabe

2020

2024 (geschätzt)

Veränderung

Miete (größer, günstiger)

1.000€

1.150€

15%

Lebensmittel

500€

600€

20%

Energie & Nebenkosten

150€

200€

33%

Auto + Tanken

300€

340€

13%

Telekom/Streaming

100€

110€

10%

Freizeit/Reisen

800€

850€

6%

Gesamtausgaben

2.850€

3.250€

14%


  • Geringverdiener (ca. 1.400 € netto):Trotz Kürzung bei Freizeit steigen die Lebenshaltungskosten von 2020 bis 2024 um ca. 20 %. Das ist deutlich mehr als die offizielle Inflationsrate von etwa 12–15 % im selben Zeitraum.


  • Gutverdiener (ca. 4.000 € netto):Die Lebenshaltungskosten steigen moderater um etwa 14 %, also eher im Rahmen der offiziellen Inflationsrate. Außerdem bleibt deutlich mehr finanzieller Puffer.


Der Vergleich zeigt, dass Geringverdiener fast ihr gesamtes Einkommen für Grundbedürfnisse wie Miete, Energie und Lebensmittel ausgeben. Gerade bei diesen Gütern war die Inflation überdurchschnittlich hoch, weshalb diese Gruppe besonders stark von Preissteigerungen betroffen ist. Gutverdiener spüren die Inflation hingegen weniger deutlich, da sie insgesamt mehr finanziellen Spielraum haben, einen geringeren Anteil ihres Einkommens für Grundausgaben aufwenden und auf Preiserhöhungen leichter reagieren können.


Im Fazit lässt sich sagen, dass die persönliche oder gefühlte Inflation für Geringverdiener tatsächlich oft höher ist als die offizielle. Der Preisindex bildet nur einen Durchschnitt ab, doch soziale Unterschiede in der Konsumstruktur führen dazu, dass die Auswirkungen der Inflation für verschiedene Bevölkerungsgruppen spürbar ungleich sind.


Fazit


Die offizielle Inflationsrate bildet nur einen Durchschnitt ab, sie verschleiert aber die erheblichen Unterschiede, die sich je nach Einkommens- und Konsumstruktur im Alltag tatsächlich ergeben.


Aktuell sehen wir ein weiteres Mal, wie sich bewusst gewählte Sachwerte, allen voran Gold, auch in Krisenzeiten bewähren und als sinnvolles Instrument zum Kaufkraftausgleich dienen.  Schau dich  zu diesem Thema gerne weiter auf unserer Website um. Eine Leseempfehlung ist hierbei unser Blogbeitrag “Das Märchen vom steigenden Goldpreis”. Jetzt auch in Videoform auf unserem YouTube-Kanal unter: https://www.youtube.com/watch?v=jRCx_Uv6-Ok&t=9s .


Wenn du Interesse hast, dich diesem Thema etwas spezifischer zu widmen, bieten wir dir gerne ein erstes kostenloses Gespräch an. Lass uns gemeinsam den guten Weg gehen!


 
 
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